
Im Jahr 1928, als die Welt noch im Bann des Stummfilms stand, entstand ein Werk, das bis heute tief berührt und zum Nachdenken anregt: “Der letzte Mann”, eine Meisterleistung des deutschen Expressionismus unter der Regie von Friedrich Wilhelm Murnau. Mit Emil Jannings in der Hauptrolle des ehemaligen Hotelportiers Johannes, der durch den Verlust seines Jobs ins soziale Abseits gerät, zeichnet der Film ein eindringliches Bild der Armut und des gesellschaftlichen Wandels.
“Der letzte Mann” ist kein typischer Stummfilm, sondern vielmehr eine Ode an die menschliche Würde. Jannings, dessen Mimik und Gestik selbst ohne Worte ganze Geschichten erzählen, verkörpert den tragischen Helden mit unbändiger Präsenz. Er zeigt uns Johannes’ verzweifelte Suche nach Arbeit, sein Untergang in die Armut und seine
unaufhörliche Hoffnung auf ein besseres Leben.
Der Film beginnt mit einem kraftvollen Kontrast: Johannes, einst ein gefragter Angestellter im luxuriösen Hotel Astoria, wird plötzlich entlassen. Das Schicksal schlägt ihm grausam zu – er verliert nicht nur seinen Job, sondern auch seine Wohnung und die Achtung seiner Mitmenschen. In den folgenden Szenen erleben wir Johannes’ Abwärtsspirale: Er sucht verzweifelt nach Arbeit, wird aber aufgrund seines Alters und seiner fehlenden Qualifikationen immer wieder abgewiesen.
Johannes’ Lebensstationen | Beschreibung |
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Hotel Astoria | Ort der Würde und des Respekts – hier war Johannes ein wichtiger Angestellter. |
Der Arbeitsmarkt | Eine grausame Welt voller Ablehnung, in der Johannes ständig herabgesetzt wird. |
Die Kneipe | Ein Zufluchtsort für den gefallenen Helden, wo er Trost in Alkohol sucht. |
Die Bilder des Films sind eindrucksvoll: Expressionistische Einstellungen, scharfe Kontraste und ein düsteres Licht schaffen eine Atmosphäre voller Melancholie und Verzweiflung. Murnau setzt auf symbolische Elemente – der Spiegel im Hotel, die leeren Straßen, der Blick auf das geschäftige Treiben – um Johannes’ Isolation und seinen Kampf mit dem Leben zu verdeutlichen.
Besonders erwähnenswert ist die musikalische Untermalung des Films. Die von Giuseppe Becce komponierte Filmmusik verstärkt die Emotionen der jeweiligen Szenen und verleiht dem Film eine zusätzliche Dimension.
“Der letzte Mann” ist mehr als nur ein Film – er ist ein soziales Dokument seiner Zeit, das
auf die Missstände der Weimarer Republik aufmerksam macht und uns dazu anregt, über unseren Umgang mit den Schwachen in der Gesellschaft nachzudenken. Die Geschichte von Johannes, dem letzten Mann, bleibt auch heute noch relevant und fesselnd.