
“Terrible Baby!”, der Film von 1972, ist ein faszinierendes Beispiel für die experimentellen Strömungen im deutschen Kino der frühen 70er Jahre. Unter der Regie des Regisseurs Edgar Reitz, der später für den epischen “Heimsuchung”-Zyklus berühmt wurde, entführt uns der Film in eine düstere und surrealistische Welt, in der sich Fiktion und Realität unaufhörlich vermischen.
Handlung: Der Film erzählt die Geschichte von einer Gruppe junger Menschen, die in einem abgelegenen Dorf in den deutschen Alpen leben. Unter ihnen befindet sich Peter (gespielt von Werner Schroeter), ein junger Mann, der unter starken psychischen Problemen leidet und in seinen Fantasien eine Welt erschafft, in der er die Kontrolle über die anderen Bewohner des Dorfes hat. Peter träumt davon, eine revolutionäre Bewegung zu gründen und den etablierten sozialen Strukturen zu trotzen.
Seine Visionen manifestieren sich in surrealen Szenen, in denen die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen. Peter beginnt, seine Mitbewohner mit seinen Ideen zu manipulieren und sie in einen Strudel aus Gewalt und Irrationalität zu ziehen.
Doch seine Pläne scheitern, als er sich in ein komplexes Geflecht aus Lügen, Schuldgefühlen und psychischen Verwirrungen verstrickt. Die anderen Dorfbewohner reagieren unterschiedlich auf Peters Machenschaften: einige sind fasziniert von seiner Radikalität, während andere ihn mit Misstrauen begegnen.
Schauspielerische Leistungen:
Schroeters Performance als Peter ist absolut überzeugend. Er verkörpert die Zerrissenheit und den Wahnsinn seines Charakters mit einer Intensität, die den Zuschauer fesselt.
Die anderen Darsteller, darunter auch Ingrid Caven und Herbert Grönemeyer, spielen ihre Rollen mit beeindruckender Natürlichkeit und Tiefe.
Darsteller | Rolle |
---|---|
Werner Schroeter | Peter |
Ingrid Caven | Elisabeth |
Herbert Grönemeyer | Franz |
Barbara Valentin | Maria |
Themen:
“Terrible Baby!” behandelt eine Vielzahl von Themen, darunter:
- Die Fragilität der Realität: Der Film hinterfragt die Grenzen zwischen der realen Welt und den Phantasien seiner Protagonisten. Durch surrealistische Bilder und Traumsequenzen wird die Unsicherheit über die Natur der Ereignisse verstärkt.
- Die Macht des Unbewussten: Peters mentale Instabilität und seine
fantastischen Visionen symbolisieren die Kraft des Unbewussten, das sich
gegen die rationalen Strukturen des Alltags auflehnt.
- Individuum vs. Gesellschaft: Peter versucht, sich von den Zwängen der Gesellschaft zu befreien und seine eigene Ordnung zu etablieren. Sein
Streben nach Autonomie führt jedoch zu Konflikten mit den anderen Dorfbewohnern,
die an den bestehenden Regeln festhalten.
- Gewalt und Destruktion: Die
eskalierenden Spannungen im Film münden in Akte der Gewalt,
die die zerstörerische Wirkung von Extremismus und
fanatischer Ideologie aufzeigen.
Produktionsmerkmale:
“Terrible Baby!” wurde in Schwarz-Weiß gedreht, was der düsteren Atmosphäre des Films
und seinen surrealistischen Elementen eine besondere Tiefe verleiht.
Die Kameraarbeit von Franz Rath ist geprägt von langen Einstellungen und ungewöhnlichen Perspektiven,
die den Zuschauer in die unberechenbare Welt
der Figuren eintauchen lassen.
Der Soundtrack des Films, komponiert von Ennio Morricone, trägt entscheidend zur spannenden
Atmosphäre bei.
Fazit:
“Terrible Baby!” ist ein herausragender Film, der durch seine experimentelle
Ästhetik und seine tiefgründigen Themen überzeugt. Er bietet einen
einzigartigen Einblick in die Welt des deutschen Kinos der 70er Jahre
und bleibt auch heute noch ein eindringliches und
denkwürdiges Filmerlebnis.