
“Oxygen”, ein französisches Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 2021, erzählt die Geschichte von Elizabeth Hansen, einer jungen Frau, die sich in einem kryogenen Sarg wiederfindet. Ohne Erinnerung an ihre Vergangenheit oder wie sie dort hineingelangt ist, kämpft Elizabeth gegen den begrenzten Sauerstoffvorrat in ihrer Kapsel. Die Kamera bleibt eng auf ihren Körper fokussiert, gefangen in diesem klaustrophobischen Gefängnis aus Glas und Metall.
Die Filmemacher schaffen eine Atmosphäre von beängstigender Isolation und verzweifelter Unsicherheit. Elisabeth, gespielt von der talentierten Mélanie Laurent, muss sich nicht nur mit den physischen Herausforderungen ihres Zustands auseinandersetzen – sie kämpft auch gegen die psychologischen Folgen des Gedächtnisverlusts. Mit jeder Minute, die vergeht, schwindet ihre Hoffnung, während die digitale Stimme ihres Assistenten, MILK (gesprochen von Mathieu Amalric), ihr versucht zu helfen und gleichzeitig ihre Unsicherheit verstärkt.
Während Elizabeth nach Erinnerungen sucht und versucht, den Mechanismus ihrer Gefangenschaft zu verstehen, wird der Zuschauer auf eine Reise voller Wendungen mitgenommen. Flashbacks enthüllen Bruchstücke ihrer Vergangenheit: Eine Liebesgeschichte, ein mysteriöser Vorfall und die dunkle Seite einer ambitionierten wissenschaftlichen Organisation. Der Film baut stetig Spannung auf, während sich das Puzzle Stück für Stück zusammensetzt.
Regisseur Alexandre Aja: Ein Meister des Genres
Alexandre Aja, bekannt für seine blutigen Horrorfilme wie “Haute Tension” und “The Hills Have Eyes”, beweist mit “Oxygen” eine überraschende Vielseitigkeit. Er beherrscht die Kunst, Spannung aufzubauen, ohne dabei auf billige Schockeffekte zurückzugreifen. Stattdessen fokussiert er sich auf die psychologischen Aspekte der Situation und die innere Reise seiner Protagonistin.
Die Kameraführung ist minimalistisch und effektiv, das enge Bildformat verstärkt das Gefühl der Enge in Elisabeths Kapsel. Die Musik unterstreicht die Dramatik der Geschichte mit einem düsteren Soundtrack, der die ständige Bedrohung durch den schwindenden Sauerstoff hervorhebt.
“Oxygen”: Mehr als nur ein Sci-Fi-Thriller
Während “Oxygen” zweifellos Elemente eines klassischen Science-Fiction-Thrillers aufweist, geht er über das Genre hinaus. Es ist eine Geschichte über Identität und Selbstfindung, über die Bedeutung von Erinnerungen und den Kampf gegen die Einsamkeit.
Der Film wirft Fragen nach dem Wert des menschlichen Lebens in einer Welt, die immer mehr technologisiert wird. Kann man wirklich einen Menschen definieren, wenn seine Erinnerungen gelöscht sind? Was macht uns zu dem, was wir sind?
Schauspielerische Leistung: Mélanie Laurent glänzt
Mélanie Laurents Leistung als Elizabeth ist herausragend. Sie verkörpert die Verzweiflung und den Kampf ihrer Figur mit beeindruckender Intensität. Laurent gelingt es, den Zuschauer in Elisabeths Gedankenwelt einzubeziehen und ihre emotionale Reise nachvollziehbar zu machen.
Die Stimme von Mathieu Amalric als MILK verleiht dem Film eine weitere Dimension. Amalrics Performance ist präzise und zugleich rätselhaft – er verkörpert die kalte Logik der Technologie, die Elizabeth sowohl unterstützt als auch einschränkt.
Fazit: Ein Film, der unter die Haut geht
“Oxygen” ist ein fesselnder Science-Fiction-Thriller, der durch seine spannenden Wendungen, die beeindruckende Leistung von Mélanie Laurent und die atmosphärische Inszenierung von Alexandre Aja überzeugt. Der Film regt zum Nachdenken an und lässt den Zuschauer auch nach dem Abspann noch lange in seinen Bann ziehen.
Für Fans des Genres, aber auch für alle, die nach einem intelligenten und emotionalen Kinoerlebnis suchen, ist “Oxygen” eine absolute Empfehlung!